Pressemitteilung
Info-Handicap – Conseil national des personnes handicapées asbl hat heute seinen Schattenbericht zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in Luxemburg veröffentlicht. Dieser Bericht wurde in Abstimmung mit den Mitgliedsorganisationen, den betroffenen Personen und der Zivilgesellschaft verfasst und gibt einen umfassenden Überblick über erzielte Fortschritte sowie über weiterhin bestehende strukturelle Barrieren.
Wichtige Fortschritte, die zu begrüßen sind
Der Bericht hebt mehrere positive Entwicklungen in der luxemburgischen Politik hervor:
- Die Verabschiedung von zwei wichtigen Gesetzen zur Barrierefreiheit, die öffentliche Räume sowie Produkte und Dienstleistungen abdecken und den europäischen Normen entsprechen.
- Die Anerkennung der deutschen Gebärdensprache als offizielle Sprache mit der Verpflichtung, deren Unterricht und Dolmetscherdienste auszuweiten.
- Die Reform des Wahlrechts, das nun auch Personen unter Vormundschaft einschließt, was einen großen Fortschritt für die Bürgerrechte darstellt.
- Die Entwicklung eines nationalen Zentrums für barrierefreie Kommunikation, das die Sichtbarkeit und die Kompetenzen im Bereich der inklusiven Kommunikation stärkt.
- Die Einrichtung von ministeriellen Kontaktstellen für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und die Einrichtung eines interministeriellen Ausschusses sowie einer Begleitgruppe, die eine bessere Koordinierung gewährleisten.
Info-Handicap begrüßt auch die Ankündigung des dritten nationalen Aktionsplans für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen, der derzeit ausgearbeitet wird, sowie die Verpflichtung der Regierung, die Inklusion zu einer übergreifenden Priorität zu machen.
Wichtige Forderungen für eine wirksame Inklusion
Trotz dieser Fortschritte weist Info-Handicap darauf hin, dass strukturelle Veränderungen notwendig sind, um eine echte und nachhaltige Inklusion zu gewährleisten.
Der Bericht hebt mehrere dringende Prioritäten hervor:
- Einführung eines Systems der persönlichen Assistenz und dem individuellen Budget, das alle Lebensbereiche (Wohnen, Arbeit, Bildung, Mobilität, Familienleben) abdeckt, um die Selbstständigkeit der Menschen zu gewährleisten.
- Ausbau der inklusiven Bildung durch Investitionen in die Ausbildung von Lehrkräften, personelle und materielle Ressourcen und Verringerung des Bedarfs an speziellen Bildungsangeboten.
- Inklusion auf dem Arbeitsmarkt stärken und das System der Inklusionsassistenten reformieren.
- Vormundschaft grundlegend reformieren, um Platz für ein echtes System der begleiteten Entscheidungsfindung zu schaffen, das die Rechtsfähigkeit der Menschen respektiert.
- Informationen und Kommunikation barrierefrei machen, beispielsweise in Leichter Sprache, in Gebärdensprache und auf digitalen Plattformen.
- Die obligatorische Schulung von Fachkräften in Verwaltung, Justiz, Gesundheitswesen und Bildung in Bezug auf die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen verstärken.
- Die Datenerhebung verstärken, die für die Ausarbeitung von Maßnahmen auf der Grundlage der tatsächlichen Bedürfnisse unerlässlich ist.
- Stärkung des öffentlichen Bewusstseins durch gezielte Kampagnen zur Bekämpfung von Stereotypen, zur Förderung des Verständnisses und zur Wertschätzung der Vielfalt in der Gesellschaft, in Institutionen und im beruflichen Umfeld.
- Gewährleistung der aktiven Beteiligung von Menschen mit Beeinträchtigungen, entweder direkt oder über ihre Vertretungsorganisationen, an der Ausarbeitung, Überwachung und Bewertung aller sie betreffenden Gesetze, Politiken und Dienstleistungen.
„Luxemburg verfügt über die Mittel und demokratischen Grundlagen, um ein europäisches Vorbild für die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu werden. Es ist Zeit, diesen Anspruch in konkrete Maßnahmen, angemessene Ressourcen und eine gemeinsame Governance mit den Betroffenen umzusetzen“, erklärt Info-Handicap.
Kontakt :
communication@iha.lu
+352 366 466
Über Info-Handicap
Info-Handicap – Conseil national des personnes handicapées asbl (CNPH) fungiert als Dachverband und vereint derzeit 62 Organisationen von und für Menschen mit Beeinträchtigungen. Er fördert den Dialog zwischen den Organisationen, sensibilisiert die Gesellschaft für Chancengleichheit und das Recht auf vollständige Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen und identifiziert Defizite im Bereich Behinderung, um in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden tragfähige Lösungen zu erarbeiten.
Der CNPH vertritt das Großherzogtum im Europäischen Behindertenforum (EDF) und betreibt das Nationale Informations- und Begegnungszentrum für Behinderung. Dieser Dienst bietet Informationen und Beratung für alle Personen, die Informationen zum Thema Behinderung suchen. Er setzt sich auch für Barrierefreiheit ein, organisiert Schulungen und führt Sensibilisierungsmaßnahmen sowohl für Betroffene als auch für die breite Öffentlichkeit durch. Sein Hauptziel ist es, auf die Herausforderungen im Zusammenhang mit Behinderungen einzugehen und eine inklusive Gesellschaft zu fördern.